Pressemitteilung

ENRW testet innovatives Heizsystem


Was hat das amerikanische Raumschiff „Apollo 11“ und die 12.000-Einwohner-Stadt Spaichingen im Landkreis Tuttlingen gemeinsam? Antwort: Die Existenz von Brennstoffzellen. Bereits bei der Mondlandung der Amerikaner 1969 wurde die Technologie der Brennstoffzelle für die Stromversorgung des Raumschiffs „Apollo 11“ genutzt. Die Energieversorgung Rottweil (ENRW) testet derzeit in ihrer Spaichinger Betriebsstelle das Verfahren, um umweltfreundlich sowie äußerst effektiv und kostengünstig das Gebäude zu beheizen.
 
„Die Brennstoff-Zelle wurde über Jahrzehnte konsequent weiterentwickelt“, berichtet Martin Raible, Teamleiter Energiedienstleistungen der ENRW, „jetzt ist sie für den Gebrauch in Wohn- und Gewerbeimmobilien nutzbar.“ Unter den Oberbegriff „Kraft-Wärme-Kopplung“ fällt auch die Erdgas-Brennstoffzelle: „Zwar wird hier in erster Linie Strom produziert, die dabei entstehende Wärme kann aber hervorragend zum Heizen und der Erwärmung des Wassers genutzt werden.“ Der Wirkungsgrad einer solchen Anlage sei somit doppelt so hoch wie bei der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme. 
 
Bei einer Erdgas-Brennstoffzelle gibt es keinen Brennvorgang mit einer Flamme. Die Brennstoffzelle verwendet die beiden Elemente Wasserstoff und Sauerstoff, welche sie aus dem Erdgas gewinnen kann. Im Spannungsfeld kleiner Elektroden kommt es zu einer chemischen Reaktion zwischen diesen beiden Stoffen, und es entstehen Strom und Wärme. Letztere erhitzt das Wasser im Haus: „Und der produzierte Strom kann selbst verbraucht oder ins öffentliche Netz eingespeist werden.“
 
Dieses chemische Verfahren ist komplett schadstofffrei. Gewonnen wird der energieliefernde Wasserstoff aus Erdgas, dem umweltschonendsten fossilen Brennstoff. Da bei Brennstoffzellen-Heizgeräten die Stromproduktion im Mittelpunkt steht, wird Erdgas deutlich effizienter genutzt als bei herkömmlichen Gasbrennwertheizungen. Im Gegensatz zu Blockheizkraftwerken (BHKW), die ebenfalls Strom und Wärme produzieren, besticht die Brennstoffzellen-Heizung  durch eine äußerst geringe Geräuschentwicklung und wenig bewegliche Teile, die verschleißen können. Zudem amortisieren sich die Kosten innerhalb weniger Jahre.
 
„Wir sind nun sehr gespannt, dieses Verfahren in der Praxis zu testen“, erklärt Martin Raible, „wir denken, dass gerade in Neubaugebieten die Brennstoffzellen-Technik sehr interessant sein kann. Als Betreiber von Erdgasnetzen haben wir natürlich ein Interesse daran, sowohl Bestands- als auch Neukunden innovative Lösungen mit dem Brennstoff Erdgas aufzuzeigen. “ Im Gegensatz beispielsweise von Luft-Wärme-Pumpen wird bei der Wärmegewinnung kein Strom verbraucht, sondern produziert und im Gegensatz zu Blockheizkraftwerken ist das Verhältnis von Wärme zu Strom ideal auf kleinere Gebäude abgestimmt. Bei der Erdgas-Brennstoffzelle halten sich elektrische und thermische Leistung die Waage, was bei perfekt gedämmten Neubauten ein wichtiges Kriterium darstellt. Schließlich ist der Platzbedarf äußerst gering, da die Erdgas-Brennstoffzelle kaum größer als ein Kühlschrank ist und auch im Wohnraum stehen kann.
 
Als Testobjekt dient der ENRW deren zweistöckiges Betriebsgebäude in Spaichingen mit einer Fläche von 256 Quadratmeter: „Das Gebäude ist energetisch saniert und verfügt von daher über einen Vollwärmeschutz und neue Fenster.“ Erfüllt die Technologie die Erwartungen des regionalen Energieversorgers wollen Martin Raible und seine Kollegen die Erdgas-Brennstoffzelle interessierten Kunden direkt in der Betriebsstelle vorführen und erklären: „Eine Mondreise können wir zwar nicht bieten, aber eine Heiztechnologie, die ganz im Zeichen der Energiewende dezentral und umweltschonend Strom erzeugt.“

ENRW testet Erdgas-Brennstoffzelle

Unser Bild zeigt ENRW-Energieberater Martin Raible (links) und Jens Blache, Leiter der ENRW-Betriebsstelle Spaichingen, vor der Erdgas-Brennstoffzelle.