Pressemitteilung

Fortschrittliche Kläranlage


Ein Pilotprojekt der Rottweiler Kläranlage wurde für den Landes-Umweltschutzpreis 2017 nominiert. Die Firma OKA-Tech GmbH aus Bad Dürrheim testet ihr Produkt „Kavirapid“ seit April auf der vom ENRW Eigenbetrieb Stadtentwässerung betriebenen Anlage in der Au. Es handelt sich um ein Verfahren, das mit wenig Energiebedarf die Methangasrate bei Klärschlamm deutlich erhöht und das Schlammaufkommen reduziert. Aus dem nutzbaren Klärschlamm lässt sich somit deutlich mehr Strom und Wärme erzeugen.
 
Klärschlamm als Energiequelle hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Durch zunehmende Wirkungsgrade von Blockheizkraftwerken steigern viele Kläranlagen ständig ihre Stromproduktion. „Kavirapid“ bricht stabile Zellmembranen von Klärschlamm oder Biomasse mithilfe eines patentierten Kavitationsverfahrens auf. Somit können Bakterien diese Zellen nahezu vollständig öffnen und die produzierte Gasmenge wird erheblich gesteigert.
 
OKA-Tech-Inhaber Emil Hepting hatte zusammen mit seinem Partner Heiko Ackermann den „Kavirapid“ als Turbolader für Biogasanlagen entwickelt. Durch Langzeitstudien wurde hierbei eine Steigerung der Methangasrate bis zu 40 Prozent von einem unabhängigen Labor dokumentiert. Dabei ist der benötigte Energieaufwand sehr gering. Die gewonnenen Erkenntnisse werden
derzeit durch die Kooperation mit der Universität Stuttgart noch intensiver wissenschaftlich ausgewertet.
 
Andreas Reichert, Abteilungsleiter im ENRW Eigenbetrieb Stadtentwässerung, erkannte den Mehrwert dieses Verfahrens und startete zusammen mit der Firma ein Pilotprojekt: „In Kläranlagen ist neben der erhöhten Gasrate die Reduzierung des Klärschlamms und somit verminderte Entsorgungskosten ein wesentlicher Vorteil. Ebenso kann die gewonnene Abwärme ins Wärmenetz eingespeist oder zur Heizung der eigenen die Gebäude genutzt werden“, erläutert Reichert. Seit April dieses Jahres ist die Anlage dort als Pilotprojekt im Dauereinsatz.
 
Auch Christoph Ranzinger, Geschäftsführer der Energieversorgung Rottweil (ENRW), zeigt sich sehr zufrieden mit der Optimierung der Klärschlammverwertung: „Neben der Optimierung der Strom- und Wärmekosten auf der Kläranlage sehe ich nach erfolgreichem Testbetrieb weitere Anwendungsbereiche insbesondere bei der Stromerzeugung durch Biogasanlagen.“  Der „Kavirapid“ könnte die Energieeffizienz von Biogasanlagen nachhaltig steigern.
 
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
verleiht den Landes-Umweltschutzpreis seit 2009 alle zwei Jahre für hervorragende und innovative Produkte. Das Preisgeld über 100.000 Euro wurde auf die vier Kategorien „Energieeffizienz“, „Materialeffizienz“, „Emissionsminderung“ sowie „Aufbereitung und Abtrennung“ und auf einen Sonderpreis verteilt. 2017 wurden 82 Bewerbungen eingereicht. Davon versah die Jury 24 Projekte mit einer Nominierung sowie 15 mit einer Auszeichnung. Umweltminister Franz Untersteller zeichnete vor der Sommerpause in der Schwabenlandhalle in Fellbach die diesjährigen Preisträger aus.

Nominierung Umweltpreis Kläranlage RW 2017
ENRW-Geschäftsführer Christoph Ranzinger (2.v.r.) sowie Abteilungsleiter Andreas Reichert (2.v.l.) und Teamleiter Johann Vossler (ganz links) freuen sich über die Nominierung des Kavirapids für den Umweltschutzpreises des Landes zusammen mit Entwickler Emil Hepting (ganz rechts).